Der 22. Dezember ist in Indien kein normaler Tag. Es ist der National Mathematics Day, zu Ehren und im Gedenken an Srinivasa Ramanujan (1887–1920). Schulen, Universitäten und Forschungsinstitute feiern ihn mit Vorträgen, Mathe-Wettbewerben, öffentlichen Lesungen aus seinen Notizbüchern. Kein Heldenkult, sondern Respekt vor einem Geist, der seiner Zeit weit voraus war.
Ramanujan stammte aus einfachen Verhältnissen und war Autodidakt. Er arbeitete fast ausschließlich mit einem einzigen, veralteten Lehrbuch. Und entwickelte daraus Formeln, für die andere Jahrzehnte und ganze Fakultäten brauchten. Er starb mit 32 Jahren. Zurück ließ er Notizbücher voller Formeln, von denen viele erst Jahrzehnte später verstanden wurden. Einige werden sogar bis heute erforscht.

Was ihn so außergewöhnlich machte, war nicht nur was er fand, sondern auch wie. Ramanujan beschrieb Mathematik nicht als Rechenwerk, sondern als etwas Intuitives, fast Visionäres. Zahlreiche seiner Ideen galten zunächst als unbrauchbar oder schlicht rätselhaft. Heute wissen wir, sie waren ihrer Zeit weit voraus.
Was war das Bahnbrechende?
Ramanujan arbeitete unter anderem an:
- Partitionen von Zahlen (wie viele Arten gibt es, eine Zahl zu zerlegen?)
- Unendlichen Reihen, die extrem schnell konvergieren
- den später so genannten Mock-Theta-Funktionen. Ramanujan führte sie ein, ohne formale Definition, kurz vor seinem Tod. Ihre Bedeutung für Zahlentheorie, Stringtheorie und theoretische Physik wurde erst ab den 2000er-Jahren vollständig klar.
Seine Arbeiten sind heute relevant für moderne Physik, Kryptografie, Quantenmechanik und sogar für Algorithmen in der Informatik.
Gibt es DIE eine Ramanujan-Formel?
Wenn man eine nennen müsste, dann jene für π (Pi). Eine Reihe, die Pi mit atemberaubender Geschwindigkeit berechnet, schneller als alles, was man damals kannte. Noch heute basieren Hochpräzisionsberechnungen von Pi auf Ideen aus Ramanujans Notizen.
Und dann ist da noch die berühmte Hardy-Ramanujan-Zahl 1729. Die kleinste Zahl, die sich auf zwei verschiedene Arten als Summe zweier Kuben schreiben lässt. Eine mathematische Fußnote? Eine der zahlreichen mathematischen Referenzen in der Kult-Serie „Futorama„? Vielleicht. Aber sie steht symbolisch für etwas Größeres. Ramanujan sah Struktur, wo andere Zufall sahen.
Filmtipp für die Feiertage:
Manche Geschichten lassen sich nicht vollständig erklären. Man kann sie berechnen, beschreiben, einordnen und doch bleibt etwas, das man erleben muss:
- „Die Poesie des Unendlichen“ (The Man Who Knew Infinity) nähert sich Srinivasa Ramanujan nicht über Formeln, sondern über Menschen, Spannungen und Zweifel. Kein klassisches Biopic. Sondern ein Film über Intuition, Fremdsein und die stille Kraft von Ideen, die ihrer Zeit voraus sind.





















