Startseite Insights HRCIE-News Pandemische Unternehmensplanung

„Nach der wiederholten Verlängerung des Lockdowns stellt sich mir die Frage, was moderne Methoden der Unternehmensplanung zur postpandemischen, konjunkturellen Wiederauferstehung unserer Wirtschaft beitragen können.

Denn eines ist sicher: Die Kosten dieser Lockdown-Maßnahmen werden auf alle Schultern der zum Brutto-Inlandsprodukt beitragenden Arbeitgeber und -nehmer verteilt, oder konkret: Die Zeche übernimmt der Steuerzahler.

Nachdem ich mit Erschrecken feststellen musste, dass es den Regierenden nicht möglich ist, alternative Szenarien zum Lockdown im Allgemeinen und zur stufenweisen Lockerung im Speziellen zu finden, sehe ich es als persönliches Ziel, Methoden aufzuzeigen, wie es anders geht. Nicht, weil ich Politik besser kann, sondern weil mein Team von HRCIE und ich seit über 25 Jahren Planungsspezialisten sind.

Viele Fragen rund um das Thema Business Intelligence haben mich umgetrieben, wenn es darum ging, die aktuelle Lage des Infektionsgeschehens, die Auswirkungen auf die Intensivbettenkapazitäten und auch die Sterberate zu beurteilen. In fast allen Punkten gab es die klassischen Diskussionen: Was sind die richtigen Kennzahlen? Wie werden sie erhoben? Und wo liegen die Benchmarks oder Grenzwerte?

Schon sehr früh während des ersten Lockdowns haben Spezialisten mit Hilfe der Software von Consideo ein komplexes Modell erstellt und vorhergesagt, dass es mindestens 400-500 Tage dauern wird, bis die Pandemie zurückgeht. Dass es viele kleinere und größere Wellen geben wird und wahrscheinlich erst durch einen Impfstoff das Problem in den Griff zu bekommen ist: https://www.imodeler.de/a/ConsideoPaper-Corona-Virus-SystemischeSicht.pdf.

Simulationen sind dabei sehr wichtig, um komplexe, dynamische Verläufe zu verstehen und ihre Parameter richtig zu deuten.

Auch jede gute Unternehmensplanung beginnt mit Szenarien in Form von Treibern, die das Unternehmensergebnis beeinflussen. Die Ausprägungen dieser Treiberwerte zu prognostizieren, enthält immer eine Unsicherheit – die Wirkung auf die Ergebnisse in der Regel jedoch nicht. Über die Bewertung im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse lassen sich Aggregationen von Treibereffekten mit ihrer Wirkung auf Absätze, Preisentwicklungen, Lohnkosten, Energie- und Herstellkosten, Lieferengpässe innerhalb der Supply Chain etc. simulieren. Als Reaktion auf diese nicht beeinflussbaren, externen Treiber bedarf es interner Maßnahmen, um diese Wirkungen zu kompensieren oder zu nutzen. Klingt zu einfach? Ist es aber nicht, denn es kann schnell komplex werden und Unsicherheiten können kumulieren. Moderne Simulationsverfahren helfen bei der Bewertung der Wahrscheinlichkeiten und in Kombination mit einem individuellen Sicherheitsniveau bei der Beurteilung der eigenen Best- und Worst-Case-Szenarien.

Mag sein, dass das alles akademisch klingt, aber warum bewundern wir Unternehmen wie Google, Amazon, Tesla und Apple, glauben aber, dass wir auch mit einfachen Mitteln über die Runden kommen? Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass es nicht reicht, analytische und wissenschaftliche Kompetenz nur in der Forschung & Entwicklung oder im Ingenieursbereich einzusetzen. Nicht umsonst sprechen wir hier von Data Scientists und Machine Learning-Verfahren. Eine der besten Prognosen der letzten Tage zum Thema Pandemie gab es übrigens vom Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Darin wird der Termin je Bundesland und auch je Landkreis berechnet, bei dem die Inzidenzwerte konkrete, politisch diskutierte Schwellwerte erreichen: https://www.zidatasciencelab.de/covid19dashboard/Projektion.html. Prägnanterweise stammt diese Simulation von deren Data Science Lab und beginnt mit einer genauen Beschreibung der Methode und des rechnerischen Ansatzes. Dabei ist diese Methode noch mit einfachen Excel-Bordmitteln zu realisieren, da sie auf statische Parameter zurückgreift und eine Analogie zur Finanzmathematik knüpft.

Die Systeme und Verfahren der integrierten Unternehmensplanung bei HRCIE ermöglichen aufwändigere Methoden und Algorithmen:

So haben wir zum Beispiel einen Ansatz zur Bewertung von Digitalisierungspotenzialen bei der Prozessautomatisierung und ganz aktuell ein Modell zur Verfügung, mit dem die Wirkung von Kurzarbeit auf das Unternehmensergebnis ermittelt werden kann – eine sehr wichtige Maßnahme in der Pandemie zur Absicherung der Arbeitsplätze. Und wie in jeder Krise, gibt es natürlich auch Unternehmen, die gerade von dieser profitieren und die ihren Nachfragezuwachs entsprechend planen und bewältigen müssen.

Stellen auch Sie jetzt Ihre Unternehmensplanung auf neue Beine, respektive Ihre Konzepte und Systeme. Denn eines ist sicher: Nach der Pandemie kann niemand mehr mit „Wir legen ein paar Prozent auf die Ergebnisse des letzten Jahres drauf“ planen.

Im Übrigen finde ich es spannend, dass wir uns als Nicht-Experten alle zurückhalten sollen, wenn es um die Bewertung des Infektionsgeschehens und der Maßnahmen geht – wir sind ja schließlich keine Virologen, dass aber eben diese Verbreiter von Totschlagargumenten den Impfstoffherstellern ihrerseits Versagen oder Vorsatz bei der Produktionsplanung unterstellen. Als sei die milliardenfache Produktion und Distribution von Impfdosen, die kurz zuvor noch auf Laborebene erfolgte, ein Kinderspiel. Sollte man diese Bewertung vielleicht auch Experten überlassen? Diese Frage ist schon legitim, wenn man bereit ist, sich auch die Antworten anzuhören.

Als Souverän des Staates haben die Bürger ein Recht auf kritische Fragen und auf fundierte Informationen. Genauso auf eine parlamentarische Diskussion und Abwägung der Maßnahmen, bevor diese in einer Ministerpräsidentenkonferenz ausgehandelt werden. Eine Parallele, die es so auch in Unternehmen gibt, wo im Vorstand nicht selten einsame Entscheidungen getroffen werden.

Auch die Unternehmensplanung muss sich einer kritischen Auseinandersetzung stellen. Je zügiger die Planung erfolgt, um so mehr Zeit bleibt für eine kritische Würdigung und ein unternehmensweites Commitment auf die Unternehmensziele.“

Frank Hendricks, geschäftsführender Gesellschafter bei HRCIE

Autor: Frank Hendricks, geschäftsführender Gesellschafter von HENDRICKS, ROST & CIE.
16. Februar 2021